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Das Lötschental
Das Lötschental , im örtlichen Walliserdeutsch im Oberwallis ist das grösste nördliche Seitental der Rhone in der Schweiz. Es wird vom Fluss Lonza durchflossen und liegt im Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn-Gebiet der Berner Alpen, das als UNESCO-Weltnaturerbe unter Schutz steht. Die Lonza wird vom Langgletscher gespeist, der das Lötschental ostwärts abschliesst. Das Tal ist von mehr als zwanzig Dreitausendern umgeben. In ihm leben rund 1500 Einwohner, Lötscher bzw. mundartlich Leetschär genannt. Die vier Gemeinden des Tals sind Blatten, Ferden, Kippel und Wiler, die zum Bezirk Westlich Raron gehören. Der nördlich gelegene Lötschenpass, nachweislich schon in der Bronzezeit begangen, liess dem Lötschental bis in die frühe Neuzeit eine Bedeutung als Handelsweg zukommen. Heute ist das Tal vor allem bekannt für den Autoverlad zum Bahntransit durch den Lötschbergtunnel und als Touristenziel. Am 28. Mai 2025 kam es zu einem schweren Bergsturz im hinteren Teil des Tales, der den Talgrund einschliesslich des Dorfes Blatten bis zu 50 Meter hoch verschüttete und die Landschaft auf zwei Kilometern Länge im Talgrund, aber auch an beiden Talflanken völlig veränderte.
Lage des Lötschentals anhand der Flächen der vier Talgemeinden
Das rund 27 Kilometer lange und 150 Quadratkilometer umfassende Lötschental liegt an der Südabdachung der Berner Alpen, einer Untergruppe der Westalpen. Das Tal lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen. Der untere Abschnitt verläuft vom Taleingang bei Gampel (634 m ü. M.) in Nord-Süd-Richtung bis unterhalb von Ferden (1375 m ü. M.). Er weist ein starkes Gefälle auf, die abfliessende Lonza durchschneidet hier die Streichfläche des Gebirgsverlaufs in einem schluchtähnlich verengten Kerbtal. Die östliche Talflanke dominiert der Hohgleifen (3279 m ü. M.), die westliche Talflanke wird durch den Niwen (2769 m ü. M.) geprägt.
Das eigentliche Haupttal ist der in Ost-West-Richtung verlaufende obere Abschnitt. Er macht rund zwei Drittel der Länge des Lötschentals aus. Beginnend bei Ferden, endet er mit der vergletscherten Lötschenlücke auf 3178 Metern. Das obere Lötschental stellt ein Teilstück des Alpinen Längstals dar, das von Grimsel über den Konkordiaplatz des Aletschfirns, die Lötschenlücke und den Ferdenpass nach Leuk verläuft. Die im oberen Abschnitt flacher ansteigende Talsohle des Lötschentals ist auf einer Breite von rund 1000 Metern ausgebildet. Abgeschlossen wird das Tal vom Langgletscher und seinem Haupt-Tributärgletscher, dem Anungletscher. Die nördlich und südlich parallel des Haupttals verlaufenden Gebirgszüge gehören zum Aarmassiv.
Das Lötschental mit asymmetrisch verflachtem nördlichem Talhang vom Fusse des Langgletschers aus in Richtung Westen gesehen
Die nördlich begrenzende Gebirgskette bilden der vom Lötschenpass bis zum Hockenhorn (3293 m ü. M.) ansteigende Gasterngrat sowie der östlich daran anschliessende Petersgrat. Gleichzeitig stellt sie die Wasserscheide zwischen Rhone und Aare und somit einen Teil der Europäischen Hauptwasserscheide dar. Die Südflanke bildet die Bietschhornkette mit dem namensgebenden Bietschhorn (3934 m ü. M.). Sie trennt das Lötschental vom Rhonetal und ist im Schnitt einige hundert Meter höher als die Nordbegrenzung des Tals.
Das Lötschental wurde im Pleistozän und in seinem oberen Teil auch während der Kleinen Eiszeit glazial überprägt. Die glaziale Prägung im Pleistozän ist noch heute am Talrelief, einem Trog mit am Nordhang ausgeprägten Trogschultern, zu erkennen.
Die südliche Talflanke steigt mit durchschnittlicher Steigung von 40 Grad an und ist von zahlreichen Karmulden zerschnitten. Die Bäche laufen in kleinen Erosionsrinnen ab und werden von mehreren Hanggletschern gespeist, unter ihnen Nest- und Birchgletscher am Bietschhorn. Die abgetragenen Sedimente lagern sich seit dem Holozän, als der weichende Gletscher grosse Teile der Talsohle freigab, in ausgedehnten Schuttwällen ab. Zusätzlich von Geröllabgängen angefüllt, drängen diese natürlichen Barrieren die Lonza wider den gegenüberliegenden Hang und führen dort zu einer verstärkten Erosion, besonders oberhalb von Blatten.
Vorfeld des Langgletschers mit Lonza samt Gletschertor, (teils von Geröll bedeckter) Gletscherfront und der Lötschenlücke im Hintergrund
Die sonnenabgewandte Südseite ist traditionell kaum besiedelt. Der hier vorherrschende Nadelwald wird von einigen kargen Schafweiden sowie schroffen Bacheinschnitten unterbrochen. Die oberhalb liegende Bergkette dominiert das Bietschhorn, an dessen Nordwesthang sich Nest- und Bietschgletscher befinden. Östlich erhebt sich das Breithorn (3785 m ü. M.), bevor der Grat in Richtung Lötschenlücke ausläuft. Westlich des Bietschhorns liegen das Wilerhorn (3307 m ü. M.) und der den Grat in westlicher Richtung abschliessende Hohgleifen.
Die nördliche Talflanke hat eine durchschnittliche Steigung von 35 Grad. Zunächst rasch aus der Talsohle aufsteigend, flacht sie zwischen 1800 und 2200 Meter ab und bildet eine nunmehr sanfter ansteigende und über die gesamte Flanke in unterschiedlicher Ausprägung verlaufende Empore. Diese Verflachung stellt den Rand der glazialen Rinne des im Pleistozän vorgerückten Gletschers dar. Anschliessend steigt das Profil des Hangs erneut bis zum Gasterngrat sowie dem östlich befindlichen Petersgrat (3205 m ü. M.) an. Dessen Südhang beherbergt vom Tal aus sichtbar den Üsser Talgletscher sowie den Tellingletscher. Den Nordhang bedeckt der Kanderfirn und entwässert in die Kander im Berner Oberland.
Die Nordflanke ist bis etwa 2000 Meter mit teils dichtem Nadelwald bewachsen, der von tiefen Taleinschnitten der abfliessenden Bäche unterbrochen wird. Oberhalb der Baumgrenze steigen sanft alpine Wiesen an, in denen alle grösseren Alpen des Tals liegen.
Südflanke des Lötschentals, aufgenommen vom Lötschenpass aus. Die zum Aarmassiv gehörende Gebirgskette wird vom fast 4000 Meter hohen Bietschhorn dominiert, an dessen Nordhang der Nest- und der Birchgletscher zu sehen sind. Sie speisen den Näst- und den Birchbach, zwei der grösseren südlichen Zuflüsse der Lonza.
Geologie
Der untere Abschnitt des Lötschentals gehört geologisch zum Rhonetal und weist an seinem Westhang die Strukturen der Helvetischen Decken auf. Das im Aarmassiv verlaufende Haupttal besitzt einen asymmetrischen Querschnitt, bedingt durch tektonische Verschiebungen während der alpinen Gebirgsbildung. Die Schieferung im Lötschental verläuft parallel zu den beiden Gebirgsketten.
Der Nordhang ist durch die tiefer liegenden Schiefergesteine des Altkristallins erniedrigt und weist aufgrund der geringeren Auffaltung eine weniger feinteilige Untergliederung auf. Die Gipfelbereiche des Gasterngrats, Hockenhorns und des übergletscherten Petersgrats bestehen aus hercynischem Gastern-Granit, einem hellen, mittelkörnigen Biotitgranit und Granodiorit. Die flache Ausprägung des Bergrückens ermöglicht das Entstehen der massiven Vergletscherung, vor allem am Petersgrat.
Der steilere Südhang und die Talsohle bestehen aus Auffaltungen von Gneis und Kakirit, die Gipfelbereiche der Bietschhornkette aus hercynischem Bietschhorn-Granit, einem hellen, mittel- bis grobkörnigen Biotitgranit, der ebenso wie der Gastein-Granit ins Altkristallin intrudiert ist.
Gletscher und Endmoränenlandschaft
Gletschertor des Anungletschers und Austrittsstelle der Lonza, Juli 2014
Unterhalb des Anungletschers weist der obere Teil des Lötschentals die Merkmale einer Endmoränenlandschaft auf. Der rezente Gletscher schob während der Kleinen Eiszeit einen etwa 100 Höhenmeter messenden Moränenwall nahe der Fafleralp auf. Das dahinterliegende Tal wird von den nun offenliegenden Seitenmoränen der glazialen Rinne gesäumt. Neben zahlreichen Findlingen liegen hier einige Schmelzwasserseen, darunter der Guggi- und der Grundsee.
Das gesamte Lötschental ist geprägt von seiner glazialen Formung während des Pleistozäns, besonders stechen allerdings die Überbleibsel der Vergletscherungen während der Kleinen Eiszeit hervor. Im Umfeld aller das Tal säumenden rezenten Gletscher sind die vorgeschobenen Moränenwälle zu erkennen.
Die Gletscher des Lötschentals bedecken 13,7 Prozent der Fläche (Petersgrat ca. 1500 Hektar Gletscherfläche, weitere fünf Gletscher im oberen Tal, Jäggigletscher, Langgletscher, Anungletscher, Lötschfirn und Distelgletscher mit einer Fläche von rund 1600 Hektar. Die Gletscher des Schattenhangs weisen eine Fläche von 800 Hektar auf) und sind der entscheidende Wasserspeicher des Tals. Sie entwässern in die Lonza oder ihre Zuflüsse, deren Fliessmenge somit massgeblich von den herrschenden Temperaturen abhängt.
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Blatten 2007 vor dem Bergsturz Foto
Blatten 2025 Bergsturz Foto
